1971-1991

Das Mozartorchester von 1971 bis 1991

Trotz der nunmehr gesicherten finanziellen Basis durch die Patenschaft eines für DDR­-Verhältnisse recht renommierten Betriebes waren die personellen Probleme des Orchesters am Anfang der 70er Jahre, hauptsächlich bedingt durch eine Überalterung der Mitglieder und durch fehlenden Nachwuchs, nicht gelöst. Ein anderes Dresdner Laiensinfonieorchester, das ”Orchester Dresdner Musikfreunde” (gegründet 1921), hatte ähnliche Schwierigkeiten. So war es ein logischer Schritt, diese beiden Orchester zusammenzuführen. Der Zusammenschluss erfolgte am 1. Januar 1973. Die Patenschaft wurde von diesem Zeitpunkt an vom ”Volkseigenen Betrieb” (VEB) Mikromat übernommen. Die offizielle Bezeichnung des Orchesters war ”Mozart-Orchester des VEB Mikromat”. Durch die Zusammenführung entstand ein stattlicher Klangkörper mit insgesamt ca. 60 Mitgliedern und zwei künstlerischen Leitern, nachdem nunmehr auch Kapellmeister Hans Thiem (von den Landesbühnen Sachsen, der bisherige Leiter des ”Orchester Dresdner Musikfreunde”), zur Verfügung stand.
In Rahmen von ”Kampf- und Arbeitsplänen” und einer ”Entwicklungs – Konzeption” wurden dann die weiteren Ziele des Orchesters abgesteckt. Das waren in den Folgejahren kleinere Konzertveranstaltungen für den Trägerbetrieb (Feierstunde zum Internationaler Frauentag, Konzert zu den Betriebsfestspiele des VEB Mikromat, Serenaden in Pillnitz im Rahmen von Veranstaltungen zum ”Dresdner Sommer” u.ä.).

Darüber hinaus ergab sich aber auch eine feste Zusammenarbeit mit der zwischenzeitlich gegründeten ”Arbeiteroper” des VEB Sachsenwerk Niedersedlitz. So wurden bis zum Jahre 1989 unter der Leitung von Herrn Kapellmeister Hans Thiem, der 1975 zum künstlerischen Leiter der Arbeiteroper berufen wurde, folgende Kinderopern einstudiert und im Rahmen von Schülerkonzerten mehrfach (ca. 20 bis 25 mal) in Dresden und Umgebung zur Aufführung gebracht:

1975: ”Pinoccios Abenteuer”, Oper für Kinder von Kurt Schwaen
1977: ”Die Opernprobe”, von Albert Lortzing
1977: ”Der bekehrte Trunkenbold”, von Christoph Willibald Gluck
1980: ”Mann und Frau im Essigkrug”, Märchenoper von Joachim-Dietrich Link
1982: ”König Drosselbart”, Märchenoper von Dieter Noll
1985: ”Von einem der auszog das Gruseln zu lernen”, von Joachim-Dietrich Link
1988: ”Des Kaisers neue Schneider”, Märchenoper von Henry Kaufmann

Opernsaison 1977
Opernsaison 1980
Opernsaison 1975

Mit den jeweiligen Einstudierungen war das Ensemble ebenfalls zu Gast bei den „Arbeiterfestspielen” in Dresden (1975), Rostock (1980), Gera (1984) und Magdeburg (1986), wobei die Aufführungen der Kinderopern absolute Höhepunkte dieser Großveranstaltungen waren.

Durch die recht zeitaufwendige Probenarbeit für die genannten Märchenopern gab es in dem Zeitraum von 1971 bis 1990 nur wenige Konzertveranstaltungen.

Zunächst bestand im Jahre 1976 bei den kulturellen Gremien des DDR-Gewerkschaftsbundes die Vorstellung, alle in Dresden vorhandenen Laienorchester zu einem großen „Arbeiter-Sinfonieorchester” zu vereinen. Dieses Vorhaben wurde aber glücklicherweise nach zwei Konzerten, die sogar unter der Leitung des damaligen Chefdirigenten der Dresdner Philharmonie Prof. Bongartz standen, wieder aufgegeben.

Das 90jährige Bestehen des Mozartvereines war für den Trägerbetrieb VEB Mikromat 1986 Anlass für ein Festkonzert. Auf dem Programm stand u.a. die „Sinfonia piccola” von Siegfried Kurz und die A-Dur Sinfonie KV 201 von W. A. Mozart. Außerdem wurde von dem Kulturbeauftragten des Betriebes Klaus Neumann eine Dokumentation (unveröffentlicht) verfasst, wobei etwas einseitig das Engagement des Orchesters im Rahmen der Arbeiteroper betont, jedoch die Mitwirkung bei den zahlreichen kirchenmusikalischen Veranstaltungen nur am Rande erwähnt wurde.

In diesen Zeitabschnitt fällt das Ableben von Kapellmeister Erich Schneider. Solange es seine Kräfte zuließen, war er trotz seines hohen Alters um eine intensive Probenarbeit bemüht; er bereitete einige Serenaden im Pillnitzer Schlosspark vor und leitete sie. Die letzte Serenade mit ihm als Dirigenten fand im September 1976 statt. Erich Schneider starb am 24.01.1979 im Alter von 86 Jahren. Eine eingehende Würdigung seines Lebens und Wirkens ist in der „Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Mozart-Vereins zu Dresden” enthalten. Neben seinem künstlerischen Engagement ist es sein besonderer Verdienst, dass er immer wieder durch Erzählungen während der Proben die Erinnerung an die ”alten Zeiten” des Mozart – Vereins bei den Mitgliedern des Orchesters wach hielt.

Das Jahr 1989 war von umfangreichen Aktivitäten der Arbeiteroper und des Mozartorchesters geprägt, in dem mindestens noch sieben Aufführungen der Kinderoper ”Des Kaisers neue Schneider”, drei Festkonzerte anlässlich des vierzigsten Jahrestages der DDR und des Jubiläums ”30 Jahre Arbeiteroper” stattfanden, dazu wurden eine Serenade im Dresdener Stallhof (im Rahmen der Musikfestspiele ”Dresden singt und musiziert”) und ein Weihnachtskonzert im Feierabendheim Johannstadt aufgeführt.